
Das ist
Selbsthilfe
Selbsthilfe bedeutet, durch eigene Kraft, Ideen und Gedanken Lösungen für eigene Probleme und Herausforderungen zu finden. Wer sich selbst hilft, nutzt seine eigenen Ressourcen, Erfahrungen und Fähigkeiten für mehr Lebensqualität oder neue Entwicklungen und persönliche Möglichkeiten. Was jeder einzelne an Selbsthilfepotenzial hat, das nutzen Selbsthilfegruppen kollektiv und potenzieren dabei ihre Möglichkeiten. Das macht die große Stärke von Selbsthilfegruppen aus.
Selbsthilfe macht stark
Informieren
In Selbsthilfegruppen wird Wissen über bestimmte Erkrankungen, belastende Lebensthemen und Lebensphasen bereitgestellt. Hilfreiche Ressourcen und Bewältigungsstrategien werden dargelegt und praktisch erläutert.
Begleiten
Erfahrene Mitglieder bringen persönliche, praktische Kompetenzen ein und können individuell beraten und unterstützen, manchmal auch begleiten.
Emotional unterstützen
Einander gegenseitig zu unterstützen, ist das wichtigste Ziel von Selbsthilfegruppen. Zentral ist hier auch die emotionale Seite der persönlichen Herausforderung oder Erkrankung und einander ganzheitlich zu sehen und zu begegnen.
Netzwerk bilden
Was einer alleine kann, geht gemeinsam besser. Das ist eine persönliche Erfahrung aus Selbsthilfegruppen, sie gilt auch für Gruppen untereinander. Fachstellen wie KISS Calw fördern deshalb die Selbsthilfe unter Selbsthilfegruppen.
Häufige Fragen zu Selbsthilfe und Selbsthilfegruppen
Was ist eine Selbsthilfegruppe?
Eine Selbsthilfegruppe ist ein Zusammenschluss von Menschen, die mit ähnlichen gesundheitlichen, psychischen, sozialen oder persönlichen Herausforderungen konfrontiert sind. Ziel ist es, Erfahrungen auszutauschen, gegenseitige Unterstützung zu leisten und gemeinsam Lösungsstrategien zu entwickeln. Die Treffen basieren auf Freiwilligkeit und Eigeninitiative.
Wer kann an einer Selbsthilfegruppe teilnehmen?
Grundsätzlich können alle teilnehmen, die sich angesprochen fühlen. Im Kreis Calw gibt es Gruppen für Betroffene und für Angehörige von Betroffenen.
In den Selbsthilfegruppen wirken Betroffene oder Angehörige zu einem bestimmten Krankheitsbild oder Thema zusammen. Die Teilnehmenden sollten gleiche oder ähnliche Erfahrungen oder Lebenssituationen teilen.
Was ist der Unterschied zwischen einer Selbsthilfegruppe und einer Therapiegruppe?
Eine Therapie wird von ausgebildeten Fachkräften geleitet und verfolgt konkrete Behandlungsziele. Selbsthilfegruppen basieren hingegen auf Erfahrungswerten der Mitglieder, auf Gleichberechtigung und dem Austausch der Betroffenen auf Augenhöhe. Sie ersetzen keine professionelle Behandlung, können diese aber ergänzen.

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Selbsthilfegruppe
Jede Selbsthilfegruppe hat ihre Form
Jede Selbsthilfegruppe gibt sich selbst die Form, die ihre am besten passt. Denn nur wenn die Form zu den Mitgliedern und ihren Bedürfnissen passt, kann sie erfolgreich Hilfe sein.
Alle Selbsthilfegruppen jedoch verstehen sich als Ergänzung zu professioneller Hilfe und Unterstützung. Sie werden immer ehrenamtlich von einem oder mehreren Gruppenmitgliedern geleitet. An einer Selbsthilfegruppe teilzunehmen, ersetzt weder Arzt oder Ärztin noch eine Therapie. Gruppen, die von Fachpersonal wie etwa einer Ärztin oder einem Therapeuten geleitet werden, gelten als Therapiegruppen.
Diese Formen sind die häufigsten bei Selbsthilfegruppen:
Offene Gruppe
Allen Interessierten dürfen kommen, neue Mitglieder sind jederzeit willkommen.
Geschlossene Gruppe
Feste Teilnehmergruppe, zu der neue Mitglieder nur zu bestimmten Zeiten und nach gemeinsamer Gruppenentscheidung beitreten können. Die Gruppe besteht oft über einen längeren Zeitraum.
Online-Gruppe
Digitale Selbsthilfegruppe, die sich über das Internet organisiert. Diese Gruppen sind oft flexibler und zugänglicher.
Hybrid-Gruppe
Diese Gruppe kombiniert Präsenz- und Online-Formate. Dadurch können Mitglieder stärker nach jeweiligem Bedarf teilnehmen.
Betroffenen-Gruppe
Ausschließlich unmittelbar von einer Erkrankung oder besonderen sozialen Situation betroffene Personen gehören dieser Gruppe an.
Angehörigen-Gruppe
Ausschließlich Angehörigen von Betroffenen gehören dieser Gruppe an.
So arbeiten Selbsthilfegruppen
Bei allen organisatorischen Unterschieden von Selbsthilfegruppen haben sie in ihren Arbeitsweisen auch viele Gemeinsamkeiten. Das offene und vertrauensvolle Gespräch gehört ebenso dazu wie der intensive Informationsaustausch.
Größe und Dauer
Selbsthilfegruppen haben meist eine Teilnehmerzahl von etwa sechs bis zwölf Personen. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig über einen längeren Zeitraum in Gruppensitzungen von rund zwei bis drei Stunden. Das entscheidet die Gruppe immer selbst.
Ort und Selbstbestimmung
Ihre Treffen finden bewusst in neutralen Räumen statt. Das sichert die gleiche Augenhöhe, auf der sich alle begegnen und verhindert, dass sich jemand wie ein Gastgeber oder wie ein Gast verhält. So sind alle Teilnehmenden gleichgestellt und alle können Leitungs- oder Arbeitsaufgaben übernehmen.
Entscheidungen treffen Selbsthilfegruppe immer in gemeinsamer eigener Verantwortung. Dazu gehören auch Entscheidungen, ob bzw. wann sie neue Mitglieder aufnehmen möchte.
Selbsthilfegruppen bestimmen selbst, wie sie ihre Arbeit gestalten. Das betrifft die Form der einzelnen Gruppentreffen genauso wie Aktivitäten, die sie durchführen wollen, oder Fragen zur Öffentlichkeitsarbeit.
Phasen und Entwicklungen
Jede Selbsthilfegruppe durchläuft im Laufe ihres Lebens verschiedene Phasen. Sind anfangs oft Ängste und Unsicherheiten zu spüren, gewinnt eine Gruppe mit der Zeit Klarheit und Stabilität. Ein starkes Gruppengefühl, Vertrauen und Geborgenheit entstehen. Die gegenseitige Selbsthilfe kann jetzt meist gut greifen. Anschließende Phasen bringen meist kleinere oder größere Änderungen oder Weiterentwicklungen, die immer wieder wichtig sind, um Selbsthilfegruppen nicht erstarren zu lassen. In diesen Zeiten verstärken sich jedoch häufig Ängste und Unsicherheiten. Nach einer erneuten Findungsphase findet die Gruppe wieder in ein Fahrwasser von Vertrauen, Kraft und Geborgenheit.
Eine positive Entwicklung aller Phasen ist dann gewährleistet, wenn jede und jeder seine Bedenken, Gefühle und Konflikte ehrlich und offen einbringt. Das ermöglicht tragfähige Lösungen, die alle Teilnehmenden leben können.
Ohne Experten erfolgreich
Selbsthilfegruppen macht aus, dass bei der regelmäßigen Selbsthilfegruppenarbeit keine Fachleute mitwirken. Auch wenn es manchen Menschen schwerfällt zu glauben, dass solche Gruppenarbeit dann erfolgreich sein kann, lehrt die Erfahrung genau das: In den so unterschiedlichen einzelnen Teilnehmenden steckt in der Summe so viel an Erfahrung und Wissen, an Können, Mut und Ermutigung, an Handlungsstärke und Reflexion, dass Selbsthilfegruppen ein enormes Wirkungspotenzial haben.